Familientag im Hause Prellstein

Wenn die Neffen der Tante Jolesch ins Kino gehen – die Fähigkeit zur Selbstironie vorausgesetzt – , dann für einen Film wie „Familientag im Hause Prellstein“.

Mitte der 1920er Jahre kam eine Reihe von „dialect comedies“ aus den USA, die sich einen Jux vor allem aus jüdischen Karikaturen machten. Besonders beliebt war eine Serie von Zweiaktern des Hal Roach-Studios, in denen der gebürtige Berliner Max Davidson einen geplagten jüdischen Familienvater spielte (häufigster Ausspruch: „Oj!“).

Als die Ufa 1927 Stoff für einen billigen Quotenfüller suchte, wurde man in der Theaterliteratur fündig, genauer gesagt im Repertoire des Berliner Herrnfeld-Theaters, einer Jargon-Bühne, die sich auf jüdische Grotesken spezialisiert hatte. Der „Familientag im Hause Prellstein“ wurde von den Gebrüdern Herrnfeld lange Jahre immer dann auf den Spielplan gesetzt, wenn man ein Zugstück brauchte.
In gewohntem Tempo inszenierte Hans Steinhoff den Film für das Kino. Ihm standen zahlreiche Stars des Berliner Theaters und des Kabaretts zur Verfügung. Als der Film 1928 fertiggestellt war, hatte man allerdings das Lachen über jüdische Themen verlernt, und die Auftraggeberin Ufa weigerte sich zunächst wegen angeblicher handwerklicher Mängel, den Film zu kaufen; schließlich brachte sie ihn dann auch nicht groß heraus.

Die Handlung: Der Spekulant Sami Bambus (Szöke Szakall) will seine Schulden dadurch loswerden, indem er verschwindet und seinen Tod fingiert. Seine Erben – allen voran der aufdringliche Schnorrer Prellstein – würden sich dann um die Schulden zu kümmern haben. Die vermeintliche Erbschaft ruft die gesamte Familie auf den Plan, die sich großen Reichtum erhofft, und auch der Spekulant Schestak will sich an dem „Geschäft“ beteiligen. So hat Prellstein einiges zu tun, um die gierige Meute abzuwimmeln. Auf dem Höhepunkt der Verwicklungen muß der gute alte Onkel Salomon Stern aus der Provinz herbeigerufen werden, um die Sache zu ordnen – und schließlich taucht auch Sami Bambus wieder auf. Der Film spielt – wie es sich gehört – natürlich über weite Strecken im Arbeitszimmer der Schieber und Spekulanten, nämlich: im Kaffeehaus.

Regisseur Steinhoff war überzeugt, hier mit bescheidenen Mitteln ein „liebenswürdiges Werk“ geschaffen zu haben, und erhoffte sich für den Film „bei der Presse und beim Publikum Erfolg, weil er in seinem Genre und in seiner Form neuartig ist“. Tatsächlich gelang der Regie hier eine originelle filmische Umsetzung eines Theaterstücks, das sonst wohl in Vergessenheit geraten wäre.

In Österreich war der Film unter dem Titel „Café Abeles“ zu sehen.

Familientag im Hause Prellstein
D 1927 Komödie
Regie: Hans Steinhoff
Komposition: Florian C. Reithner
Kamera: Curt Courant
Manuskript: Victor Klein, Paul Morgan, Anton Herrnfeld
Darsteller: Szöke Szakall, Paul Morgan, Siegfried Arno, Anton Herrnfeld, Carl Etlinger, Erika Glässner u.v.a.
Dauer: 95 min (24 Bilder/sec., digital)
Medium: digital (BluRay, DCP, DVD)
Produktion: Rex-Film, Berlin
Noten: Mietmaterial