Luther – Ein Film der deutschen Reformation.

Der Lebensweg des Rebells und Reformators Martin Luther wurde 1927/28 in einer unabhängigen Großproduktion auf die Leinwand gebracht. Unverkennbar ist hier die Handschrift des Schriftstellers Hans Kyser, der die Vorlage zu Murnaus “Faust” schrieb und Luthers Biographie als “Film der deutschen Reformation” inszenierte.

Hans Kysers “Film der deutschen Reformation” zeichnet die entscheidenden Stationen im Leben Martin Luthers nach. Als junger Magister kehrt Luther von seinem Studium heim und erlebt in einer stürmischen Gewitternacht eine Vision, die ihn in ein Kloster eintreten heißt. Die Romfahrt, die er mit einem Klosterbruder zusammen unternimmt, wird zum ernüchternden und einschneidenden Erlebnis: ein vollkommen weltlicher Papst regiert über eine verderbte Stadt, in der statt des Evangeli-ums der Ablaßhandel gepredigt wird und kirchliche Prozessionen zur Machtdemonstration verkommen sind.
Zurück in Wittenberg schlägt Luther seine 95 revolutionären Thesen an, die sich dank der Druckerpresse wie ein Lauffeuer verbreiten. Unausweichlich folgt der päpstliche Bann, in Worms aber geht der “Ketzer” Luther dank der Kraft des Wortes als Sieger davon. Dennoch muß er sich vor der Reichsacht in die Schutzhaft auf die Wartburg retten. Seine Zeit nützt er, um die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Inzwischen bricht der Bauernkrieg los, und die fanatischen Bilderstürmer verwüsten in neuem Irrglauben das Land. Nun tritt Luther auf und setzt dem Treiben mit machtvollem Wort ein Ende. Mit diesem Höhepunkt von Luthers Leben schließt die Erzählung, der noch eine Art „Coda“ über das Fortwirken der Reformation angehängt ist.

“Luther” ist monumentales, dynamisches Kino, das alle Stilmittel des Weimarer Filmschaffens vereint: die ausdrucksstarken Bauten der Ufa-Architekten Robert Herlth und Walter Röhrig, die Bildgestaltung in Chiaro-Scuro-Effekten, Symbolismus und optische Effekte, der historische Stoff stark akzentuiert und dramatisch herausgearbeitet. Im Zentrum des Geschehens: Eugen Klöpfer, der Luther greifbar macht, er selbst in der Sicht der zeitgenössischen Kritik “eine Prachtgestalt”. In den zahlreichen Nebenrollen dieses Films sind bekannte Gesichter des deutschen Films zu sehen.

Kysers “Luther” wurde von der Fachpresse zu Recht als “Kulturfilm” bezeichnet und führte bei seiner Veröffentlichung zu heftigen Kontroversen. In der neu restaurierten und zusätzlich digital überarbeiteten Fassung des Bundesarchivs erlebt der Film nach 90 Jahren seine Wiederveröffentlichung.

 

 

 

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Luther.
D 1927/28 Spielfilm – Biographie
Regie: Hans Kyser
Komposition: Florian C. Reithner
Kamera: Otto Ewald, Sophus Wangøe
Manuskript: Hans Kyser
Darsteller: Eugen Klöpfer, Theodor Loos, Bruno Kastner, Livio Pavanelli u.v.a.
Dauer: 120 min. (24 Bilder/sec., digital)
Noten: Mietmaterial
Bundesarchiv-Filmarchiv