Angst. Die schwache Stunde einer Frau.

Hat sie oder hat sie nicht? Was im Roman ausgesprochen werden durfte, wird im Film nur angedeutet: der Seitensprung einer (nicht sehr glücklich) verheirateten Frau.
Inge Duhan, Gattin eines erfolgreichen Rechtsanwalts, leidet unter dem Karrierestreben ihres Mannes. Aus einem geplanten Urlaub wird nichts, und so fährt Inge Duhan alleine nach Cannes, wo sich ein junger Künstler in sie verliebt. Zurück in Berlin scheint jemand von diesem Techtelmechtel erfahren zu haben: eine Unbekannte erpreßt Inge Duhan.
Wer Stefan Zweigs Novelle kennt, weiß um die Hintergründe der Erpressung, und auch im Film wird dies nicht minder spannend erzählt.

Der Film verlagert den Kern der literarischen Vorlage, die Angst vor Entdeckung, in das letzte Drittel der Handlung und illustriert dafür die Vorgeschichte ausführlich. Dem Ehepaar Duhan werden Dr. Born, Kollege Duhans, und seine Gattin gegenübergestellt. Die nehmen es mit der ehelichen Treue offiziell nicht sehr genau – aber auch das ändert sich im Laufe der Handlung.

Hans Steinhoffs Regie ist routiniert, dabei aber stets schwungvoll und dynamisch. Die Fachpresse war sich einig darüber, daß der Name Steinhoff mit „Angst“ wie gewohnt für qualitätvolles Kino bürgte:

„… Die Verwirrung der Gefühle einer Frau … ist mit einer Delikatesse gestaltet worden, die man nicht häufig im Film sieht. Ein Kammerspiel, das an die besten Arbeiten von Lubitsch und Cecil de Mille erinnert, aber keineswegs eine Kopie ist, sondern den Regisseur Hans Steinhoff abermals als einen Könner mit eigenwilliger Begabung verrät.“ (Kinematograph, 26.8.28)

„Mit diesem feinen Kammerspiel ist der deutsche Markt um einen Qualitätsfilm bereichert, der hoffentlich auch den ausländischen Markt restlos gewinnen kann.“ (Reichsfilmblatt, 25.8.28)

Von „Angst“ war keine vollständige deutschsprachige Kopie vorhanden, weshalb der Film anhand eines deutschen Fragmentes und zweier Exportkopien aus England und Rußland rekostruiert werden mußte. Die fehlenden Zwischentitel wurden nach der Vorlage des deutschen Fragmentes stilecht neu gesetzt.

Angst. Die schwache Stunde einer Frau.
D 1928 Spielfilm – Melodram
Regie: Hans Steinhoff
Komposition: Florian C. Reithner
Kamera: Karl Puth
Manuskript: Ernst B. Fey
Darsteller: Henry Edwards, Elga Brink, Bruno Kastner, Margit Manstad, Gustav Fröhlich, Valerie Boothby u.a.
Produktion: Orplid-Film
Dauer: 90 min. (24 Bilder/sec., digital)
Medium: digital (BluRay, DCP, DVD), mit synchronisierten Geräuscheffekten (stereo)
Noten: Mietmaterial